Ebba Hagenberg-Miliu,
Allein ist auch genug. Wie moderne Eremiten leben Gütersloher Verlagshaus 2013
ISBN 978-3-579-06588-5
Eremitin Schwester Benedicta
Foto: Ronald Friese
Der Weg, der in die Stille führt
Eremiten sind befremdlich. Abseits vom Alltagslärm wagen sie ein Leben in konsequenter Armut und Stille. Eremiten haben so gar nichts Modernes, Attraktives an sich. Oder vielleicht doch? Gerade in Zeiten, in denen die Corona-Pandemie uns dazu zwingt, Distanz zum Mitmenschen zu wahren? Und erfüllen sich nicht gerade diese Exoten Sehnsüchte, die auch ohne Covid 19 viele von uns umtreiben? Den Wunsch nach Entschleunigung zum Beispiel, den nach innerer Ruhe und danach, sich selbst zu erkennen.
Aber gibt es heute überhaupt noch Menschen, die sich auf diese radikale Lebensform frühchristlicher Wüstenväter einlassen? Ohne dass die Pandemie sie dazu zwingt? Die Journalistin Ebba Hagenberg-Miliu hat sich im deutschsprachigen Raum auf die Suche nach modernen Eremiten gemacht – und sie hat 33 leibhaftige Einsiedler, darunter erstaunlich viele Frauen, aufgespürt, die auch etwas von ihrer Lebensart preiszugeben bereit waren. Die Autorin fand sie keineswegs nur an Kirchen, sondern auch im Hochhaus gleich um die Ecke, auf der einsamen Insel und im Schäferkarren auf der grünen Wiese.
Foto: Ebba Hagenberg-Miliu
Ausbruch aus dem Hamsterrad
Es waren nicht nur, wie erwartet, religiös ausgerichtete Menschen, die den Dialog mit Gott suchen. Es waren auch Zeitgenossen, die sich selbst auch ohne Pandemie in der Natur oder in der Stadtwüste durchaus genug sind. Als Eremiten entpuppte sich die Ordensschwester wie der ehemalige Grillbuden-Chef, der frühere politische Kabarettist wie die einst erfolgreiche Ärztin, der Ex-Kaufhaus-Leiter genauso wie die ehemalige Schulrektorin.
Eindringlich haben viele von ihnen der Autorin von ihrem Ausbruch aus dem Hamsterrad des Alltags berichtet, von ihrem mutigen Weg in die Stille, aber auch von den Durststrecken, wenn ihr Leben an die Wand zu fahren drohte. Diese plötzlich gar nicht mehr so seltsamen Menschen vertrauten der Journalistin an, wie sie gerade aus der Einsamkeit heraus neue Kräfte entwickeln. Etwa für den seelsorgerischen Dienst am Nächsten, mit dem sie dann doch wunderbar in die heutige Zeit passen.
Einsiedler Anthon Wagner
Foto: privat
Reise ohne Rückfahrkarte
Entstanden ist aus den Interviews und Recherchen ein Kaleidoskop spannender und völlig unterschiedlicher moderner eremitischer Wege. Die aber eines gemeinsam haben: Hier sind nicht kurzfristig Aussteiger unterwegs. Hier haben Menschen die Reise ohne Rückfahrkarte angetreten. Seite um Seite zeichnet das Buch anrührende Portraits, die in einem reizvollen Bildteil von vielen Eremitenfotos ergänzt werden. Das ebenso informative wie unterhaltsame Buch lädt also zum Blick in eine fremde Welt ein, die nicht zuletzt zum Nachdenken über das eigene Leben anregen dürfte.
Und das gerade in Zeiten von Pandemien.
Siehe dazu den aktuellen Beitrag "Covid 19 oder: Was können wir von Eremiten lernen"
unter: https://allein-ist-auch-genug.jimdofree.com/aktuell/
EInsiedler Manfred Gnädinger
Foto: Antonio Nodar
Medienbeiträge zum Thema sowie Lesungen
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Ebba Hagenberg-Miliu
EMail: [email protected]